Vorbei sind die Zeiten, in denen sich die Unternehmen aus einer Flut von Bewerber/innen die Besten aussuchen konnten. Denn heute ist es eher umgekehrt – qualifizierte Arbeitnehmer/innen sind begehrt und suchen sich ihren Arbeitgeber in der Regel selbst aus. Fachkräfte sind in vielen Branchen Mangelware und die Arbeitgeber müssen sich einiges einfallen lassen, um diese für sich zu gewinnen. Es entsteht deshalb ein regelrechter Konkurrenzkampf, beispielsweise in Business-Netzwerken, wo Headhunter/innen mit spannenden Stellenbeschreibungen und überdurchschnittlicher Bezahlung locken.
Besonders reizvoll: ein deutlicher Gehaltssprung gegenüber dem aktuellen Job
Womit kann man hoch qualifizierte Arbeitskräfte am besten zu einem Wechsel ins eigene Unternehmen bewegen? Natürlich mit finanziellen Anreizen. Wenn ein potentieller Arbeitgeber mit einem überdurchschnittlich lukrativen Angebot winkt, so ist dies verlockend – aus mehreren Gründen.
Natürlich schmeicheln derartige Jobangebote den Arbeitnehmer/innen, denn ihre berufliche Qualifikation erfährt dadurch eine hohe Wertschätzung. Auch ein gewisser Druck aus dem persönlichen Umfeld kann dazu führen, dass überdurchschnittlich gut bezahlte Stellen nur schwer abgelehnt werden können. Der/die eigene Partner/in oder Familie reagieren oft mit Unverständnis, wenn auf einen deutlichen Gehaltssprung verzichtet wird. Viele denken auch, dass ein sehr gutes Gehalt automatisch auf sehr gute Arbeitsbedingungen schließen lässt – doch Vorsicht! Dies kann, muss aber nicht zwangsläufig der Fall sein. Zuletzt ist es natürlich auch das Geld an sich, das viele reizt.
Aber sollte man sich ausschließlich des Geldes wegen für einen neuen Job entscheiden? Oder kann das auch die falsche Wahl sein?
Worauf kommt es an, um im Job glücklich zu sein?
Wenn ein Jobwechsel im Raum steht, denken Sie am besten in Ruhe darüber nach, worauf es Ihnen ankommt. Erstellen Sie eine Liste mit allen Grundvoraussetzungen, die für Ihren persönlichen Traumjob erfüllt sein müssen. Anschließend überlegen Sie, welche Faktoren am wichtigsten sind. Sie werden vielleicht überrascht sein, dass ein hohes Gehalt nicht immer ganz oben auf der Prioritätenliste stehen muss. Mögliche Fragen, die Sie sich selbst stellen könnten, sind beispielsweise:
- Welche Tätigkeiten bereiten mir am meisten Freude?
- Möchte ich als Vorgesetzte/r andere Mitarbeiter/innen mit einer Führungsverantwortung anweisen?
- Möchte ich in einem Büro mit festen Arbeitszeiten arbeiten oder bevorzuge ich Flexibilität oder Homeoffice?
- Habe ich Freude an Dienstreisen?
- Wo fühle ich mich in einem kleinen Unternehmen mit familiärer Atmosphäre?
- Möchte ich lieber in einer großen Firma arbeiten, die mir viel Gestaltungsspielraum und Weiterentwicklungsmöglichkeiten bietet?
Auch wenn das Gehalt eine entscheidende Rolle spielt, ist es vor allem das Zusammenspiel all dieser Punkte, der einen einfachen Job zu Ihrem Traumjob macht. Deshalb ist es wichtig, dass Sie mit Ihrem potentiellen neuen Arbeitgeber über die Rahmenbedingungen sprechen. Das höchste Gehalt macht nicht glücklich, wenn es Ihnen auf Flexibilität im Homeoffice ankommt oder Sie sich eigentlich flache Hierarchien gewünscht hätten, nun aber keinerlei Entscheidungen ohne vorherige Freigabe treffen dürfen. Wenn Sie mit Ihrem aktuellen Arbeitgeber an sich zufrieden sind, sich jedoch mehr Gehalt wünschen, lohnt es sich vielleicht eher, hier zunächst das Gespräch zu suchen.
Welches Risiko birgt ein hohes Gehalt?
Zuletzt sollte man auch bedenken, dass es oft ein Risiko bedeutet, wenn ein Jobwechsel ausschließlich des Geldes wegen erfolgt. Ein erneuter Jobwechsel würde dann nämlich oft einen finanziellen Rückschritt bedeuten – und das fällt extrem schwer. Oft endet es damit, dass man die zum persönlichen Arbeits- und Lebensstil nicht passenden Rahmenbedingungen eines lukrativenen Jobs toleriert, was auf die Dauer zu Frustration und Stress führen kann.
Ein Arbeitgeberwechsel sollte also niemals unbedacht erfolgen. Unternehmen lassen es sich einiges kosten qualifizierte Arbeitskräfte für sich zu gewinnen, aber nicht jedes Jobangebot passt zu jedem/r Arbeitnehmer/in. Außerdem sollten Arbeitgeber und Arbeitnehmer/in in ihren Vorstellungen über die Zusammenarbeit unbedingt im Einklang zueinander stehen. Wenn allerdings beide Parteien die jeweiligen Erwartungen erfüllem, steht dem (gut bezahlten) Traumjob nichts mehr im Wege.
